Gutes Einfach Tun

#4 "Sollte ich spenden und wenn ja, wie viel?" - Teil 2

In der letzten Folge ging es um den großen moralischen Widerspruch, in dem viele von uns leben. In dieser Folge geht es um zwei Auflösungen.

Dazu spreche ich mit Denise Melchin und Felix Werdermann, die Mitglieder bei Giving What We Can sind. GWWC ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich öffentlich verpflichten mindestens 10% ihres Einkommens zu spenden.

Hier kannst du die Folge hören.

Das Wichtigeste

  • Die zweite Möglichkeit den großen Widerspruch aufzulösen: Man stimmt zwar zu, dass man helfen müsste, wenn man das ohne größeres persönliches Opfer könnte – aber man bezweifelt, dass das möglich ist.

  • Das kann man auf zwei Arten tun: man kann anzweifeln, dass es einen Anteil des eigenen Geldes gibt, der Hunger, Krankheit und Tod vermeidet oder man sagt “das mag möglich sein, aber das ist soviel, dass ich dazu erhebliche Opfer bringen müsste”. 

  • Inzwischen gibt es wissenschaftlich belegte Arten das Leid anderer zu lindern oder zu verhindern. Zum Beispiel indem man eine Menge von Bettnetzen kauft, die Menschen in betroffenen Regionen vor Malaria schützen. Deswegen bleibt für mich nur ein plausibler Einspruch zurück: 

    “Ja, mit meinen spenden könnte ich viel Gutes für andere tun, aber der Preis für mich selber ist zu hoch”. 

  • Wenn ich Felix und Denise frage, und über meine eigene Erfahrung reflektiere, scheint das für uns nicht zu stimmen.

  • Zwei Gründe, wieso 1. wir unserer Intuition nicht trauen sollten, dass 10% ein großes Opfer darstellt und 2. wir erwarten sollten, dass 10% uns nicht unglücklicher macht.

    1. Unsere Intuition darüber wie sehr unsere Lebensqualität von unserem Geld abhängt ist unzuverlässige. Wir überschätzen häufig die Dauer und Intensität der negativen oder positiven gefühlen, die Lebensereignisse verursachen. Das nennt man auch “impact bias”.

    2. Studien zur Beziehung zwischen Geld und Wohlbefinden legen nahe: selbst wenn 10% des Einkommen zu spenden den selben Effekt hätte wie 10% verbrennen oder 10% weniger verdienen, dann wäre der Einfluss aufs eigene Wohlbefinden gering. 

 
 
 

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Quellen
Mehr zu GWWC:
Giving What We Can Community: Give More, Give More Effectively · Giving What We Can
Geprüfte Hilfsorganisationen mit hoher Effektivität:
Our Top Charities | GiveWell
Deutschlands jährliches Spendenvolumen:
https://de.statista.com/infografik/8596/spendenvolumen-und-spendenzwecke-in-deutschland/
TED Talk von Elizabeth Dunn:
https://www.youtube.com/watch?v=lUKhMUZnLuw
Wie wirkt es sich auf dein Wohlbefinden aus 10% zu spenden?
Mehr dazu in diesem Paper von William MacAskill, Toby Ord und Andreas Mogensen (hier)
Affektive Prognosen
Willson “Affective Forecasting” p. 353
Credits
Ich danke Denise Melchin und Felix Werdermann, dafür dass sie bereit waren in dieser Episode vorzukommen. Ich danke Andreas Schmitz für seine Mitarbeit am Skript.
Introsong: Jacob Segal
Musik: Luca Caspari
Bild: Tim Mossholder

Where to Listen